• In Deutschland gibt es bisher keinen voll automatisierten Eisenbahnbetrieb – das soll sich jetzt ändern! Denn: Hamburgs S-Bahnnetz soll komplett computergesteuert werden. Im Oktober 2021 könnten die ersten vier Züge zwischen Berliner Tor und Bergedorf per Funksignal aus der Streckenzentrale gesteuert ...

Digitale Revolution: Hamburger S-Bahn soll komplett automatisch fahren

In Deutschland gibt es bisher keinen voll automatisierten Eisenbahnbetrieb – das soll sich jetzt ändern! Denn: Hamburgs S-Bahnnetz soll komplett computergesteuert werden. Im Oktober 2021 könnten die ersten vier Züge zwischen Berliner Tor und Bergedorf per Funksignal aus der Streckenzentrale gesteuert werden.

Wichtig zu betonen hierbei ist, dass es keine komplett fahrerlosen Züge geben wird. In den Zügen wird immer ein Fahrer dabei sein, der bei Störungen und Notfällen eingreifen kann. Und auch die sogenannte Sicherheitsfreischalte, besser bekannt als Totmannknopf, muss weiterhin durch die menschliche Hand bedient werden. 

Die einzige vollautomatisierte Strecke wird der Wendepunkt der S-Bahn im Bahnhof Bergedorf sein: Dort steigt auch der Fahrer aus und wartet dann, bis sich der automatisierte Zug wieder für die Fahrt in Richtung Berliner Tor positioniert hat. 

S-Bahn Hamburg: Deutlich mehr Pendler in Zukunft erwartet

„Nicht nur an Bestehenden festhalten, auch zukunftsorientiert denken“, betonte der Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, Michael Westhagemann (parteilos) am Mittwoch. Der Geschäftsführer der S-Bahn Kay Uwe Arnecke fügte dann hinzu: „Der erste automatische Bahnbetrieb wird in Hamburg stattfinden“.

Täglich nutzen 740.000 Fahrgäste die S-Bahn, 350.000 davon sind Hamburger. Laut Bahn soll die Zahl der Pendler in Zukunft sogar um 50 Prozent steigen. 

Schnellere Taktung und Fahrgastabfertigung durch automatisierte Züge

Um die Kapazität der Hamburger Infrastruktur zu steigern, sollen Taktung und Fahrgastabfertigung durch die neuen Züge deutlich beschleunigt werden. So sollen die Züge in 60-Sekunden-Abständen fahren und bis zu 30 Prozent mehr Fahrgäste mitnehmen können.

„Das bekommen wir nur mit Digitalisierung hin“, sagte Arnecke und ergänzte: „Ziel ist es, mit den vorliegenden Planungs- und Entwicklungsergebnissen für die Digitalisierung der Schienenwege in Deutschland vorbereitet zu sein.“

Weiter hieß es: „Derzeit steht Hamburg mit den vier Zügen auf einer Linie an der Poleposition“. Dort wollen sie sich auch halten, „um die Digitalisierung flächendeckend auszuweiten“, so der S-Bahnchef.

So werden die neuen S-Bahn-Züge gesteuert

Doch wie werden die Züge überhaupt gesteuert? Das Sicherheitssystem ETCS (European Train Control System) stellt per Funksignal die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Stellwerk. So wird die Fahrterlaubnis und die Position an das Kontrollzentrum durchgegeben.

Zusätzlich hilft das System ATO (Automatic Train Operation), die Fahrplan- und Positionsdaten der Züge auf derselben Strecke zu koordinieren. Vergleichbar mit einem Navigationssystem und einem Tempomat im Auto.

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Durch das aufwendige stufenweise Zulassungssystem wird der Testbetrieb ab Ende 2020, hauptsächlich 2021 stattfinden. Ab Oktober 2021 sollen auf der Strecke die vier Züge automatisiert fahren. Bis dahin soll auch eine „Vereinheitlichung im Sinne der Digitalisierung“ stattfinden. Denn: Jedes Stellwerk hat ein anderes Baujahr und somit eine andere Struktur.

Wer Finanziert das Pilotprojekt?

Neben dem hochautomatisierten Betrieb setzt die Deutsche Bahn auch auf neue Fahrplankonzepte und neue Linien, wie die S4 und S32. Mehr als 60 Millionen Euro investieren die Deutsche Bahn, der Technologiekonzern Siemens und die Stadt Hamburg in das Vorhaben.

Letztere soll den Automatisierungsprozess mit zusätzlichen 1,5 Millionen Euro unterstützen. (mdo)

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