• Yannick Regh (29) hat seine politische Arbeit beendet.
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Dreistes Schummel-Manöver: Hamburger SPD-Politiker sorgt für Eklat bei Kandidaten-Wahl

Schon wieder Ärger bei der SPD in Mitte: Der 29-jährige Yannick Regh hatte sich im Kreisverband um die Kandidatur zur Bundestagswahl beworben. Bei der Aufstellung der Delegierten beging er einen Täuschungsversuch. Was war da los? Die MOPO hat mit Kreischef Hansjörg Schmidt gesprochen.

Er habe „versucht, mit unangebrachten Mitteln“ sich „einen Vorteil im Wahlverfahren zu verschaffen“, gibt Regh nach Bekanntwerden des Täuschungsversuchs auf seiner Facebook-Seite zu. Er beende mit sofortiger Wirkung seine politische Arbeit und lege alle Ämter nieder. „Ich entschuldige mich dafür“, so Regh.

SPD-Mitte: So kam er Täuschungsversuch ans Licht

Hansjörg Schmidt ist Kreisvorstand der SPD in Hamburg-Mitte.

Hansjörg Schmidt ist Kreisvorstand der SPD in Hamburg-Mitte.

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Regh hat wohl im Vorfeld der Online-Wahl vier andere Parteimitglieder angesprochen, um an deren Anmeldedaten zu gelangen. Er soll vorgehabt haben, mit den Daten für sich selbst abzustimmen. Kreischef Schmidt sagt gegenüber der MOPO: „Ich wurde darauf hingewiesen und habe das dann sofort unterbunden. Da gibt es auch keine Diskussionen drüber, das hier geht nicht.“

Wahl in Hamburg-Mitte: Wer ist Yannick Regh?

Der 29-jährige Regh gehörte zu den jungen Hoffnungen der SPD in Mitte. Der Steuerberater engagierte sich schon früh und intensiv in der Partei. Mit nur 22 Jahren schaffte er es als Spitzenkandidat der SPD im Wahlkreis Hamm in die Bezirksversammlung. 

„Ich kann mir auch nicht erklären, wie es dazu kommen konnte“, so Schmidt. „Am Ende steckt man in den Leuten nicht drin.“ Regh habe sofort von sich aus die Konsequenzen gezogen.

Unruhe in Mitte: Kampf um den Bundestag geht weiter

Nun kämpfen nur noch drei Kandidaten um den Platz im Bundestag: Der Chef des Bezirksamts-Mitte Falko Droßmann, die Ex-Grüne Meryem Celikkol und Mahmut Cinar. Droßmann wird als Favorit gehandelt, aber auch Regh hatte einige Unterstützer.

Schon seit dem Rücktritt des ehemaligen Kreischefs und Bundestagsabgeordenten Johannes Kahrs herrscht Krisenstimmung in Mitte. Auch von Lagerbildung ist die Rede. Zuletzt sorgte eine Party von Innensenator Andy Grote (SPD) für Aufsehen.

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Er feierte während der Corona-Zeit seine Wiederernennung mit 30 Parteigenossen und Freunden in einem Club. Parteiintern wird gemunkelt, dass jemand aus Mitte einen Tipp an die Presse gegeben haben soll.

Wer übernimmt Reghs SPD-Ämter?

„Der Rücktritt von allen Ämtern ist konsequent und war notwendig. Wir werden nun in Ruhe schauen, wer die Nachfolge als Vize-Fraktionschef und als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses antritt“, sagte SPD-Fraktionschef Tobais Piekatz der MOPO.

Eine weitere Frage, die sich stellt: Wie sicher ist das Online-Wahlverfahren? „Die Software, die die SPD verwendet, ist der Industriestandard“, sagt Schmidt. Er ist selbst studierter Informatiker und Mitbegründer einer Softwarefirma. „Ursprünglich wurde sie zur Wahl von Betriebsräten genutzt. Andere Parteien wie Grüne und CDU haben sie jetzt auch schon verwendet.“

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Nach einer Videokonferenz loggen sich die Teilnehmer mit ihren Daten ein und geben ihre Stimme ab. Das Online-Ergebnis muss im Anschluss per Briefwahl bestätigt werden. „Selbst, wenn man es später herausbekommen hätte, könnte man noch die Briefwahl stoppen. Wir haben das Verfahren abgesichert“, so Schmidt. Wer das Rennen in Mitte gewinnt, wird voraussichtlich Ende April feststehen.

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